Bei übergewichtigen Menschen Blutdruck korrekt messen

 

Ist der Oberarm eines Patienten so dick, dass eine üblicherweise gebrauchte Blutdruckmanschette nicht herum passt, so sollte die Messung unbedingt am Handgelenk erfolgen. Neuste Studienergebnisse unterstreichen diese Empfehlung.

Menschen die übergewichtig sind, haben häufig Probleme beim Messen des Blutdrucks. Die vom Arzt angelegte Manschette passt nicht um den Oberarm, denn dieser ist schlicht zu umfangreich, um eine Standardmanschette korrekt anzulegen. Die Länge beträgt normalerweise zwischen 22 und 32 cm und das ist für einen Arm mit großem Umfang zu kurz. Die meisten Arztpraxen sind mit diesen Standardmanschetten zum Bestimmen des Blutdrucks bestückt und haben keine größeren Manschetten für Übergewichtige, welche immerhin über eine Länge von 42 cm verfügen. Manche Patienten haben jedoch einen noch größeren Armumfang, als dieses Maß.

Forschung

Dabei ist es laut Forschern in Cambridge (Großbritannien) absolut nicht empfehlenswert, einen umfangreichen Arm in eine zu kleine Manschette zum Zwecke der Blutdruckbestimmung zu quetschen. Dr. Greg Irving und sein umfangreiches Team der Uni Cambridge, haben zu diesem Thema insgesamt 20 Studien ausgewertet. Dazu testete man an stark Übergewichtigen die verschiedenen Blutdruckmessverfahren.

Es wurden Referenzmessungen bei ambulanter Blutdruckmessung und invasiver Blutdruckmessung, bei gut angepasster Messmanschette erhoben. Dabei lag der Oberarmumfang der Probaten bei mindestens 35 cm, bzw. einem BMI ab 30, oder einem Fettanteil im Körper von Minimum 25 Prozent bei den Männern und 30 Prozent bei den Frauen. Die Messung mit einer besonders großen, gut sitzenden Manschette für den Oberarm zeichnete sich im Vergleich zur invasiven Messung durch eine Spezifität von 0,85 und einer Sensitivität von 0,87 aus. In Fünf Studien ermittelten die Forscher eine Sensitivität für ein zu enges Modell dagegen bei durchschnittlich 0,73, die Spezifität bei 0,76, im direkten Vergleich zum optimal sitzenden Modell.

Messergebnisse

Bei dem Modell Unterarmmanschette fiel der Vergleich kaum anders aus, bei einer Sensitivität von 0,84 und einer Spezifität von 0,75. Gleiches gilt für die Messergebnisse, die durch Messung am Finger vorgenommen worden sind ((0,57 und 0,74). Irving und seine Kollegen sind schlussendlich zu dem Ergebnis gekommen, dass diese Werte nicht zufrieden stellend sind, um den Blutdruck eines Patienten genau zu bestimmen. Die British Hypertension Society erhob Anforderungen von höchstens 3 mmHg Abweichung und als klinisch relevante Abweichung bestimmten die Forscher Unterschiede zum Referenzwert von 5 mmHg und mehr. Diese Anforderungen kann bei Übergewichtigen jedoch nur eine gut sitzende Oberarmmanschette (Übergröße) liefern, mit denen die meisten deutschen Arztpraxen einfach nicht ausgestattet sind. Es kommt also darüber hinaus nur noch eine Messung am Handgelenk in Betracht! Mittels einer gepoolten Analyse, welche ebenfalls 5 Studien beinhaltete, konnte eine eine Sensitivität von 0,92 bei gleich hoher Spezifität nachgewiesen werden. Einzige Voraussetzung war hier, dass der Patient das Handgelenk auf Herzhöhe hielt.

Oberarmmanschette

Im Vergleich zur optimal sitzenden Oberarmmanschette konnte in einer weiteren Analyse von drei Studien bei der Messung am Handgelenk eine mittlere Abweichung von nur 0,51 mmHg beim systolischen Blutdruck und 1,96 mmHg beim diastolischen Blutdruck, nachgewiesen werden. Irving empfiehlt Ärzten demzufolge auf eine Messung am Handgelenk zurückzugreifen, wenn der Patient übergewichtig ist und keine passende Oberarmmanschette zur korrekten Bestimmung vorhanden ist. Die Messung sollte stets so durchgeführt werden, dass der Patient während der Messphase das Gelenk mit der Manschette auf der Höhe seines Herzens positioniert.

Empfehlung

Wenn diese Empfehlung nicht beachtet wird, ist mit großer Wahrscheinlichkeit mit Messfehlern zu rechnen. Die Ergebnisse können infolgedessen nicht ausgewertet werden. Leider gibt es zu der Erhebung von Blutdruckmessdaten keinen einheitlichen und internationalen Standard. Dies ist sicherlich ein großes Manko und mit erhobenen Fehlmessungen und falschen Schlussfolgerungen verbunden. Die American Heart Association empfiehlt bereits heute die Messung am Unterarm, wenn das Anlegen einer Oberarmmanschette nicht korrekt durchgeführt werden kann, weil der Armumfang des Patienten zu groß ist.

Die European Society of Cardiology  sieht die Handgelenksmessung sogar als erste Alternative. Der British Hypertension Society rät, den Hersteller zu kontaktieren und eine Manschette in Übergröße anzufordern. Viele Ärzte werden diesem Rat jedoch kaum nachkommen, denn es ist schlicht und ergreifend einfacher, ein Gerät zur Blutdruckbestimmung am Handgelenk anzuschaffen. Dieses kann bei jedem Patienten, ganz unabhängig von dessen Gewicht angewendet werden.

Was sagt die Höhe des Blutdrucks aus?

Der Blutdruck wird durch zwei elementare Faktoren bestimmt: die Schlagkraft des Herzens, sowie der Arteriendurchmesser. Der Blutdruck errechnet sich durch das Herzzeitvolumen mal dem Gefäßwiderstand. Zwei Werte geben Auskunft, nämlich der systolische Wert, welcher den höchsten Arterienblutdruck anzeigt und der diastolische Wert, mit den niedrigsten Arteriendruck.

Der systolische Wert wird errechnet, wenn sich das Herz zusammenzieht und infolgedessen den Gefäßwiderstand überwindet. Der Diastolische Wert wird erhoben, wenn sich das Herz entspannt und anschließend wieder mit Blut befüllt.

Gesunde Blutdruckwerte

Der optimale Blutdruck sollte geringer als 120 zu 80 sein. Allerdings gilt ein Blutdruck noch mit 129 zu 84 als normal.

Home » Alternativen » Bei übergewichtigen Menschen Blutdruck korrekt messen